Einmal Hölle und zurück
Kapitel 1
Lydia dreht den Knopf der Hi-Fi-Anlage auf volle Lautstärke. „He! Mach nicht so laut. Sonst steht Nora gleich in der Tür“, ruft Cora zu ihr rüber. Ihr einen grimmigen Blick zuwerfend stellt Lydia die Anlage leiser. „Kommst du immer noch nicht mit ihr klar?“ Schniefend lässt sich Lydia aufs Sofa fallen „Will sie wieder einmal dein Zimmer haben? Wie oft hast du eigentlich im letzten Jahr das Zimmer gewechselt?“
Genervt verdreht Cora die Augen. „Sie ist eine richtige Zicke. Erst wollte sie mein Zimmer haben, doch dann war es ihr zu klein und sie wollte unten das Zimmer, in dem ich mich gerade eingerichtet hatte, haben. Unten war es ihr dann zu laut und sie wollte wieder mein Zimmer haben. Also hab ich das Zimmer nach vorne raus genommen und prompt wollte sie dann das haben, weil es größer ist. Hoffentlich bleibt sie jetzt auch dort.“
„Sagt deine Mutter nichts dagegen?“
„Pah, sie sagt nur, ich soll Rücksicht nehmen, schließlich hat Nora mit 9 Jahren ihre Mutter verloren und jetzt musste sie auch noch aus ihrer vertrauten Umgebung weg. Sie hat doch nur ihren Vater“, imitiert Cora ihre Mutter. „Und das höre ich jetzt schon seit fast zwei Jahre. Ich kann’s nicht mehr hören.“ Cora lässt sich neben Lydia aufs Sofa fallen. Nachdenklich betrachtet Lydia ihre Freundin. „Kommst du inzwischen mit David zurecht?“
„Er ist eigentlich ganz in Ordnung, nur Nora weiß genau, wie sie ihn um den kleinen Finger wickeln kann. Sie hat bei ihm einfach keine Fehler, ich dafür umso mehr.“
„Na was erwartest du? Sie ist seine Tochter und du nur seine Stieftochter.“ Lydia lehnt sich gelassen zurück. „Hast du schon mit deinem Vater gesprochen? Können die beide nun mitkommen?“
„Geht alles klar.“ Cora nickt begeistert. Sie hat gestern gleich, nachdem Lydia sie gefragt hat, ob es möglich wäre, dass Juliane und Peggy mitkommen können, mit ihrem Vater gesprochen. Er hat ihr freudig mitgeteilt, dass es ihr Abiturgeschenk von ihm ist und dass sie mitbringen kann, wen immer sie will. Das beste Haus hat er für sie reserviert und sie können das gesamte Angebot der Ferienanlage kostenfrei nutzen, selbst den Flug will ihr Vater für alle bezahlen. Nur leider wird Cora ihren Vater, selbst in der Ferienanlage, nicht oft zu sehen bekommen, das war schon immer so und er versucht es, mit großzügigen Geldgeschenken auszugleichen. Gestern hat er ihr auch gleich mitgeteilt, dass er sie zwar begrüßen kann, wenn sie kommt, aber er muss am gleichen Tag noch zu einer anderen Ferienanlage nach Italien. Dort ist ein Umbau geplant und seine Anwesenheit wird verlangt und dann muss er auch noch eine andere Anlage überprüfen. Es sind in letzter Zeit vermehrt Beschwerden von Gästen gekommen und dem muss er nachgehen. Er ist schließlich Teilhaber an einem Komplex von Ferienanlagen und er liebt das ständige Hin- und Herreisen. Das war auch vor 8 Jahren der Scheidungsgrund ihrer Eltern. Ihre Mutter ist einfach nicht damit klargekommen. Sie wollte lieber zu Hause, in Deutschland, bleiben und ihre Werbeagentur aufbauen.
„Gut, dann werde ich ihnen Bescheid sagen.“ Und schon ist Lydia aufgesprungen und eilt zur Tür. „Wir sehen uns!“, ruft sie noch kurz über die Schulter zurück, dann ist sie raus. Cora sieht ihr hinterher und hört, wie sie auf dem Flur zu Nora sagt: „Na, wie gefällt dir dein neues Zimmer.“
„Ganz gut, nur ziemlich laut wegen der Straße. Coras Zimmer wäre doch besser.“
Als Cora das gehört hat, springt sie auf und eilt zur Tür. „Du bekommst mein Zimmer nicht noch einmal. Wenn du es haben willst, musst du schon warten, bis ich zum Studium bin.“ Hinterhältig lächelnd sieht Nora ihre Stiefschwester an. „Das werden wir ja sehen.“
„Du wirst doch wohl die vier Monate noch warten können, dann kannst du von mir aus alle Zimmer haben.“ Cora versucht ruhig zu bleiben, was ihr allerdings sehr schwer fällt, aber sie hat die Erfahrung gemacht, dass sie noch viel mehr Ärger bekommt, wenn sie sich auf einen Streit mit Nora einlässt. Nora hat die Angewohnheit alles ihrem Vater zu erzählen und dabei die Tatsachen so zu verdrehen, dass Cora dann immer als Schuldige dasteht.
„Vielleicht will ich ja nicht so lange warten.“ Nora geht an Cora vorbei und folgt Lydia die Treppe hinunter. Cora bleibt oben stehen und holt erst einmal tief Luft, bevor sie den beiden folgt. Unten angekommen sieht Cora, wie Lydia zur Tür hinaus verschwindet und ihre Mutter und David hereinkommen. Sofort springt Nora auf ihren Vater zu und umarmt ihn stürmisch und dann ist ihre Mutter dran, dabei redet Nora ununterbrochen auf beide ein. Abwartend ist Cora stehen geblieben und beobachtet still ihre Mutter. Sobald Noras Begrüßungsszene vorüber ist, gehen alle, an Cora vorbei, in die Küche. Nicht ein kleines „Hallo“ wurde an sie gerichtet.
Schweigend folgt Cora den anderen, in der Küchentür bleibt sie stehen. „Hallo Mama, hallo David“, gibt Cora zurückhaltend von sich. „Hallo mein Schatz. Machst du schon mal das Abendbrot? Ich will Nora schnell noch das Deckblatt für ihr Jahrbuch zeigen.“ Als Annas Blick von Cora zu Nora gleitet, erstrahlt ihr ganzes Gesicht. „Es wird dir bestimmt gefallen und die anderen werden es auch alle super finden.“ Ihr Blick ist sicher und überzeugend auf Nora gerichtet. Mit einem liebenswerten Lächeln auf den Lippen nickt Nora ihrer Stiefmutter zu und sagt mit schmeichlerischer Stimme: „Was du machst, ist immer super, du kannst das einfach.“ Doch im Stillen denkt Nora: „Anna, du bist einfach zu altmodisch. Das, was meine Freunde und ich uns ausgedacht haben, kommt aufs Jahrbuch.“
Eh Cora sich versieht, sind alle verschwunden und sie steht allein in der Küche. Während sie den Tisch deckt, hört sie die anderen im Wohnzimmer reden, doch worum es geht, kann sie nicht verstehen. Gerade als sie die Reste vom Mittagessen aufwärmen will, kommt ihre Mutter rein. „Du hast ja schon fast alles fertig, das ist aber schön.“
„Wo sind die beiden?“ Nur ganz leicht dreht Cora ihren Kopf zur Tür, um nach ihnen zu sehen.
„Ach Nora wollte ihren Papa eine Weile für sich haben. Sie braucht das halt ab und zu mal.“ Schulterzuckend geht Anna zum Kühlschrank und schaut hinein.
„Mama, ich wollte auch mal mit dir sprechen“, stammelt Cora verlegen. Noch immer in den Kühlschrank schauend meint Anna: „Na was hast du denn auf dem Herzen? Ach, hier ist ja noch ein Becher Quark, der muss aufgebraucht werden. Was hältst du davon, wenn wir noch Quarkspeise machen.“ Und schon drückt sie Cora den Becher in die Hand. „Mach aber noch ein paar Erdbeeren ran. Das mag Nora ganz besonders gern.“
Während Cora die Quarkspeise zubereitet, beginnt Anna ihr von ihrem Tag in der Agentur zu erzählen, so wie sie es früher immer getan hat.
In der Zwischenzeit sitzen Nora und David im Wohnzimmer und David lauscht gespannt den Ausführungen seiner Tochter. „Du kannst dir das nicht vorstellen. Patrick hat wirklich einen nagelneuen Audi A6 von seinen Eltern bekommen. Er hat mich gefragt, ob ich mitfahren möchte. Er holt mich morgen gleich von der Schule ab. Ich darf doch?! Schließlich habe ich heute die Zusage für meine Lehrstelle bekommen“
„Natürlich mein Schatz, aber das er mir ja vorsichtig fährt.“
„Das macht er doch immer.“ Mit einem unschuldigen Augenklimpern schaut sie ihren Vater an. „Papa, da ist noch was. Ich will doch die Lehre zur Hotelfachfrau machen und Cora fährt doch für vier Wochen zu ihrem Vater nach Spanien. Das wäre auch was für mich.“ Ihr Vater holt schon tief Luft, doch Nora lässt ihn nicht zu Wort kommen. „Papa sag noch nichts. Ich will dort arbeiten, als Zimmermädchen oder was weiß ich, einfach Erfahrungen sammeln, dann fällt mir die Ausbildung viel leichter. Cora bekommt dort ein ganzes Haus, da kann ich doch wohnen. Sie kann mit ihren Freunden Urlaub machen und ich werde arbeiten. Bitte sag ja.“ Flehend sieht sie ihren Vater an und ihre Stimme nimmt einen weinerlichen Klang an. „Ich bin sonst die ganze Zeit hier allein. Ihr arbeitet ja den ganzen Tag.“
„Okay ich werde Cora fragen, ob du mit kannst, aber sie muss auch erst ihren Vater fragen, ob er es überhaupt erlaubt.“ Sanft streicht er ihr mit dem Finger über die Wange. „Du darfst aber nicht traurig sein, wenn er nein sagt.“
„Er wird nicht nein sagen. Cora darf nämlich mitbringen wen sie will, hat er gesagt. Ich habe es selbst gehört.“ Strahlend schlingt sie ihre Arme um seinen Hals. „Du bist der beste Papa, den es gibt.“ Lachend drückt er sie an sich. „Das sagst du doch nur, weil du nur mich hast. Komm lass uns rübergehen, das Essen müsste inzwischen fertig sein.“
Anna stellt das letzte Glas an seinen Platz und lässt ihren Blick noch einmal prüfend über den Tisch gleiten. „So alles fertig und nichts vergessen.“ Ein Geräusch lässt sie aufschauen. „Ach ihr kommt gerade richtig, setzt euch, wir können essen.“
Cora teilt noch schnell die Reste auf und setzt sich dann auf ihren Platz. Sobald sie sitzt, sieht ihre Mutter sie fragend an. „Was wolltest du eigentlich mit mir besprechen?“
„Nicht so wichtig“, winkt Cora ab und widmet sich ihrem Essen.
Ein lautes Poltern schreckt Cora auf. Kerzengerade sitzt sie im Bett und sieht sich verschlafen um. Nora steht vor Coras Kleiderschrank und durchsucht ihre Sachen. „Was machst du in meinem Schrank?“, fährt Cora sie an. Ungestört macht Nora weiter. „Anna hat gesagt, du hast ein hellblaues T-Shirt, das super zu meinem Rock passen würde und du trägst es ja sowieso nicht. Also, wo ist es?“
„Nimm die Finger von meinen Sachen.“ Cora springt aus dem Bett und stürmt zum Schrank.
„Cora! Gib Nora doch das T-Shirt. Du hast es doch schon ewig nicht mehr getragen“, steht plötzlich ihre Mutter in der Tür. Ohne ein Wort greift Cora in den Schrank, nimmt das T-Shirt und gibt es Nora. „Ich will es aber wieder haben“, ruft sie Nora noch hinterher, als diese schon zur Tür hinaus verschwindet. Anna sieht ihre Tochter eindringlich an. „Cora, warum gönnst du Nora das T-Shirt nicht? Sei doch etwas netter zu ihr. Ihr seid doch jetzt Schwestern und sie hat doch schon so viel durchgemacht. Mit 9 Jahren hat sie ihre Mutter verloren und als sie zu uns gezogen sind, musste sie die Schule wechseln und sich neue Freunde suchen.“
„Oh ja, von einer kleinen Wohnung in ein großes Haus und die Schule musste sie eh wechseln“, mault Cora leise vor sich hin.
„Ich habe das gehört! Du hattest doch immer alles, aber Nora hatte nur ihren Vater. Gönn ihr doch auch mal was.“ Streng sieht Anna ihre Tochter an. Langsam senkt Cora den Kopf. „War ja nicht so gemeint.“
„Gut, dann mach dich jetzt fertig. Du fährst Nora zur Schule, Patrick bringt sie dann nach Hause.“ Anna dreht sich um und ist schon an der Tür als Cora ihr noch hinterher ruft: „Denkst du auch an heute Nachmittag, da ist meine Zeugnisausgabe.“
„Ja natürlich und weißt du was? Wir gehen anschließend alle zusammen essen. Was hältst du von Chinesisch?“
„Das wäre ja super! Soll ich schon einen Tisch bestellen, du hast doch bestimmt keine Zeit dafür?“
Lachend schüttelt Anna den Kopf. „Ich lade dich ein und da werde ich auch den Tisch bestellen. Das hast du dir schließlich auch verdient.“ Mit einem glücklichen Lächeln sieht Cora ihrer Mutter hinterher.
Gelangweilt dreht Cora ihr Zeugnis in den Händen und starrt zum Fenster hinaus. Vorhin war ihre Zeugnisausgabe. Obwohl ihre Mutter ihr versprochen hat hinzukommen war sie nicht dort. Es war ja schon klar, dass ihr Vater nicht kommen kann. Er ist wieder mal unterwegs zu irgendeiner Ferienanlage, aber wenigstens hat er ihr vorher Bescheid gegeben. Doch ihre Mutter hat heute Morgen noch gesagt, dass sie kommt. Cora stößt ein kleines Schnauben aus und wirft das Zeugnis auf ihren Schreibtisch. „Im Grunde hätte ich ja wissen müssen, dass keiner kommen wird. Nora hat mich heute Morgen ja schon so hinterhältig angegrinst. Sie hat sich bestimmt wieder was einfallen lassen“, murmelt Cora bedrückt vor sich hin. Durch ein leichtes Knurren wird sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie hat Hunger und es ist nicht das erste Mal, dass sich ihr Magen meldet. Eigentlich wollten sie heute alle gemeinsam, nach ihrer Zeugnisausgabe, essen gehen, aber daraus wird wohl nichts werden. Entschlossen steht sie auf und begibt sich in die Küche. Gleich 20 Uhr und noch immer keiner da.
Während Cora den Kühlschrank inspiziert, stellt sie im Kopf schon das Abendessen zusammen. Innerhalb kurzer Zeit hat Cora den Tisch gedeckt und das Essen zubereitet, denn sie geht davon aus, dass die anderen jeden Moment kommen werden und auch hungrig sind. Noch über eine Stunde wartet sie auf ihre Familie. Dann endlich öffnet sich die Tür und lachend kommen Nora und ihre Mutter, gefolgt von David und Patrick herein.
Sobald Noras Blick auf den gedeckten Tisch fällt, meint sie grinsend. „Warum hast du den Tisch gedeckt? Wir haben doch schon gegessen.“
„Ach Schatz, da hat Nora Recht. Wir sind gleich von der Agentur aus zum Chinesen gefahren. Es war herrlich.“ Langsam geht Anna auf Cora zu. „Und wie ist es bei dir gewesen?“
„Ach so weit ganz gut, nur das ich die Einzige war, deren Eltern nicht erschienen sind.“ Enttäuscht starrt Cora auf den gedeckten Tisch. Sie hat ihrer Mutter den Rücken zugedreht und schenkt ihr nicht einen Blick. „Cora! Jetzt benimm dich nicht wie ein kleines Mädchen. Wir hatten viel zu tun und sind nicht aus der Agentur gekommen und dann kam Nora mit Patrick vorbei, und da ich den Tisch ja schon bestellt hatte, haben wir ihn auch genutzt.“ Sie streckt die Hand nach Cora aus und dreht sie zu sich herum. „Wir haben es einfach nicht zu deiner Zeugnisausgabe geschafft, das ist aber auch eine blöde Zeit gewesen.“
„Es war keine blöde Zeit. Alle anderen haben es geschafft“, murmelt Cora leise vor sich hin.
„Jetzt werde wieder vernünftig. Nächste Woche ist dein Abi-Ball, da kommen wir auf jeden Fall hin und das ist wichtiger.“ Auf Bestätigung wartend sieht sie ihre Tochter an, doch Cora weicht ihrem Blick aus. „Papa wird auch zum Abi-Ball kommen, er hat es mir versprochen.“
„Verlass dich lieber nicht darauf. Er war noch nie besonders gut im Halten von Versprechen.“ Sie dreht sich zur Tür. „Komm mit uns rüber ins Wohnzimmer. Wir wollen gemütlich ein Glas Wein trinken.“ Nora, die nach wie vor neben der Tür steht, lächelt ihre Stiefmutter an. „Die Männer sind längst drüben und Papa hat auch schon den Wein ausgesucht.“ Anna legt ihr den Arm um die Schultern und gemeinsam verschwinden sie in Richtung Wohnzimmer. Vom Flur her hört Cora ganz deutlich die Stimme ihrer Mutter: „Und morgen kaufen wir dir das Kleid, das dir so gut gefällt. Dann wirst du das schönste Mädchen auf dem Abi-Ball sein.“
Wütend stützt sich Cora auf den Tisch ab. „Sie hat doch keinen Abi-Ball und wird auch nie einen haben. Ich habe mein Abitur gemacht und sie schafft es nicht und verlässt deshalb das Gymnasium um eine Lehre zu machen.“ Ihre Gedanken überschlagen sich. „Und jetzt bekommt sie noch ein Kleid, obwohl sie vor drei Wochen schon eins bekommen hat. Sie wird wieder im Mittelpunkt stehen und das auf meinem Abi-Ball.“ Vor unterdrückter Wut kommen ihr schon die Tränen, die sie schniefend wegblinzelt. Langsam beginnt sie den Tisch wieder abzuräumen, denn ihr ist der Appetit vergangen.
Deutlich kann Cora das Lachen aus dem Wohnzimmer hören, doch darauf hat sie jetzt keine Lust. Schnell steigt sie die Treppe hoch und verschwindet in ihr Zimmer.
Im Wohnzimmer herrscht eine ausgelassene Stimmung. Bis weit nach Mitternacht sitzen Anna, David, Nora und Patrick zusammen und unterhalten sich hervorragend. „Ich muss jetzt aber nach Hause, es ist schon spät.“ Während Patrick sich erhebt, ruht sein Blick unentwegt auf Nora. „Ich bring dich noch raus.“ Rasch eilt Nora an seine Seite. Schmunzelnd beobachten Anna und David sie. „Die beide geben ein hübsches Paar ab.“ Neckend stößt Anna David in die Seite. „Sie könnten uns glattweg Konkurrenz machen.“
„Da gehört ein bisschen mehr dazu. Aber er ist schon ein ganz anständiger Bursche.“ David hat seine Arme fest um Anna geschlungen und schaut über ihre Schulter zur Tür. „Wo ist eigentlich Cora abgeblieben?“
„Ich weiß nicht, was mit dem Mädchen los ist. Nora hat doch ein paar Mal hier angerufen und sie war nicht da, auch aufs Handy hat Nora es versucht. Cora hat einfach alle Anrufe ignoriert und jetzt spielt sie eingeschnappt, weil wir nicht bei der Zeugnisausgabe waren.“
„Vielleicht wäre es ganz gut, wenn Nora mit Cora in den Urlaub fährt. Sie könnten sich dort besser kennen lernen und womöglich freunden sie sich ja auch an. Nora hat den Vorschlag gemacht, dass sie dort arbeiten könnte. So eine Art Praktikum für ihre Lehre und nebenbei verbringt sie etwas Zeit mit Cora. Was hältst du davon?“
„Ich weiß nicht. Ihr Vater hat sie eingeladen.“ Skeptisch sieht Anna ihn an. „Ich kann nicht einfach bestimmen, wer mitfährt.“
„Das musst du auch nicht. Du rufst Mario an und fragst ihn, ob Nora bei ihm ein Praktikum machen kann. Sie ist jetzt schließlich Coras Schwester.“
„Und was wird Cora dazu sagen?“ Noch immer ist Anna skeptisch.
„Was soll sie schon sagen? Sie wird wieder mal beleidigt spielen, aber wenn sie erst mal da sind und gemeinsam was unternehmen, wird sich das ändern. Sie wird froh sein, Nora an ihrer Seite zu haben.“ Langsam hebt Anna den Blick und sieht ihm direkt in die Augen. Deutlich kann David sehen, dass sie immer noch Zweifel hat. „Glaube mir, sie werden als beste Freundinnen zurückkommen. Allerdings würde ich es Cora erst kurz vor der Abreise erzählen, nur um den Hausfrieden zu bewahren.“ David haucht ihr einen Kuss auf die Stirn. „Manchmal denke ich, sie will uns auseinander bringen. Sie ist eifersüchtig, dass sie dich jetzt mit uns teilen muss. Du hast sie zu sehr verwöhnt.“
„Nein, Cora ist nicht verwöhnt“, gibt Anna kleinlaut von sich. „Na ja, vielleicht ein ganz kleines bisschen. Womöglich hast du recht und es ist wirklich das Beste, wenn Nora mitfährt.“ Langsam schiebt er sie in Richtung Schlafzimmer. „Ich habe recht und weißt du noch was? Wir sind dann vier Wochen allein. Nur du und ich.“ Zärtlich küsst er sie auf die Nase. „Wir sollten eine Woche freinehmen und die Zeit genießen.“ Lachend schlingt Anna ihre Arme um seinen Nacken und zieht ihn zu sich runter. „Hast du soeben einen Urlaubsantrag bei deiner Chefin gestellt?“
„Und was sagt meine Chefin dazu?“
„Der Urlaub ist genehmigt“, raunt sie ihm verführerisch zu, während er sie weiter zum Bett drängt.
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